- Der sichere Apport 2021 (Autor : Dennis Panthen)
Kaum ein Thema hat mehr Sprengkraft und führt regelmäßig, auch in den sozialen Netzwerken, zu heftigen Konfrontationen als das sichere und zuverlässige Apportieren. In der Ausbildung und in der Prüfungsstatistik schlägt dieser Arbeitsbereich voll durch. Aber warum eigentlich? Was macht es so kompliziert? Wieso scheitern so viele? Betrachten wir einmal die durchschnittliche Ausbildung von Vorstehhunden. Viele agieren hier noch nach alter Väter Sitte und lassen den Dingen ihren Lauf bis zur Jugendsuche weitestgehend. Doch trifft man im späteren Verlauf der Prüfungskarriere in der HZP zum ersten Mal auf ein verbindliches Gehorsamsthema, fällt vielen auf, dass kaum ein strukturiertes Ausbildungskonzept vorliegt. Bis hierhin war, bis auf den Rückruf und die Leinenführigkeit, das Üben sehr anlagenorientiert. Was auch zu 100% richtig und wichtig ist. Allerdings hätte man hier schon parallel wichtige Themen wie Apport, Abbruch und Co trainieren müssen. Nicht umsonst heißt es „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Natürlich ist auch ein späterer Aufbau möglich, wie es die Praxis zeigt. Aber wenn wir nach heutigen Kenntnissen agieren, beginnen wir sehr früh und lassen die Hunde im wahrsten Sinne in das Verhalten hineinwachsen. Ähnlich wie bei kleinen Kindern die ein Instrument erlernen. Dazu ist das „Verstehen“ der Schlüssel. Heute arbeiten wir über indirekte Verstärkung in diesen Themen. Der Hund arbeitet eigentlich für sich selbst und wenn er das versteht, entwickelt er enorme Motivation, die gut konditioniert, den Zwang in seiner Leistungsfähigkeit schlägt. Man muss die Aufgabe Schritt für Schritt erklären und den Prozess von hinten herdenken. Die Tischarbeit und der gut angelernte Klicker sind hier unverzichtbar. Das ermöglicht auch jedem Hundeführer, jederzeit, das tägliche Üben mit den Hauptmahlzeiten in den eigenen vier Wänden. In diesem Thema erfolgt die Arbeit ausschließlich über existenzielles Futter und nicht über sogenannte „Leckerchen“. Die jeweiligen Einheiten sind zwischen 5-10 Min. Wer mit einem jungen Hund trainiert und täglich drei Mahlzeiten zur Verfügung hat, kommt somit nach 10 Tagen auf die Summe von 30 Einheiten. Die Entwicklungsschritte in dieser Art des Lernens sind enorm, wenn man sich konsequent an das Training mit den Ressourcen hält. Wer abweichend davon „Leckereien“ anbietet reduziert seinen Trainingserfolg deutlich. Im Ergebnis lernt der Hund, dass ihn der Umweg über den Apport zu seiner wichtigsten Ressource führt. Lernt er das von klein auf, ist dieses Verhalten sehr tiefgründig gespeichert und die Motivation extrem hoch. Aber das bedeutet nicht, dass die Ausbildung zwangsfrei läuft, da wir hier, für ein waidgerechtes Jagen, extremes Gehorsam benötigen. Es bedeutet nur, dass wir die Zwänge nicht mehr im Apport brauchen. Wenn Sie mehr über die Arbeit mit indirekter Verstärkung und den Aufbau wissen wollen, finden Sie das gesamte Programm in meinem Lehrfilm „Apport- from zero to hero“ (Teil 1 &2) www.dennis-panthen.shop
Kommen wir zurück zu den häufigsten Problemen.
Alternativ zeigt die Praxis aber auch, dass wenn man in diesem Thema schon trainiert hat, hier oft grundlegende Fehler gemacht werden. Ein Beispiel: Wer den Hund in den Anfängen über sogenannte Beutereize anrüdet und ihm so das Greifen vermitteln möchte, darf sich über totschütteln, knautschen und Co nicht wundern. Vor allem in der erhöhten Reizlage, in die man den Hund künstlich versetzt, ist das eine bekannte Nebenwirkung. Und steht dann plötzlich das Thema „ruhiges sitzen und halten“ an, dann bricht oft das Chaos aus. Denn aus dem vorherigen Halil Galli und Yipihee, wird dann schnell der Griff auf den Fang und plötzlich kommt Druck hinzu, den der Hund nicht umsetzen kann. Doch hierbei versteht der Hund fast nie den Zusammenhang. Denn in Phase Eins, dem Anrüden auf die Beute war alles Motivation, es war alles positiv. Das Zergeln mit der Beute, damit der Hund es greift war ja erwünscht. Und jetzt kommt auf dasselbe Verhalten plötzlich negatives Verhalten vom Hundeführer in Form von Zwang. Das ergibt für den Hund überhaupt keinen Sinn. Erst wird der Hund gefeiert und dann wird auf dasselbe Verhalten Zwang ausgeübt. Wenn der Hund dann bei diesem Konflikt den Apport vollständig verweigert, sieht man häufig ratlose Gesichter. Im Grunde ist es aber nur logisches Verhalten. Diese Art des unlogischen Übens ist weit verbreitet und findet in der Praxis noch große Anwendung. Dabei sollte uns die Statistik eines Besseren belehren. Guckt man sich mal an woran Hundeführer in den Prüfungen scheitern, wieso sie durchfallen, dreht es sich sehr oft um das Thema Apport. Ein Sprichwort sagt: die Definition von Wahnsinn ist, immer dasselbe zu tun aber ein anderes Ergebnis zu erwarten. Interessant ist vor allem, wir wissen es heute besser. Revolutionieren Sie Ihren Gedanken vom Apport. Denn auch wenn man schon einen älteren Hund führt, der in diesem Thema Schwierigkeiten hat, lohnt sich ein Reset. Bauen Sie sich den Apport vom Grund her neu auf. Gemeinsam als Team. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Training.